Eigenleistungen beim Hausbau?

Dezember 6, 2013 7:24

Eigenleistung beim Hausbau?

Wer teure Lohnkosten eines Handwerkers durch eigenes Anpacken beim Hausbau senken will, sollte sich gründlich überlegen, wie viel Zeit und Geschick dafür investiert werden können. Im Gegensatz zum routinierten Handwerker, schaffen Laien nach Angaben des Verbands Privater Bauherren (VPB) in der gleichen Zeit höchstens zwei Drittel der Arbeit eines Fachmanns. Der Bauherren-Schutzbund (BSB) rät daher, nicht mehr als fünf bis zehn Prozent der Gesamtkosten als Eigenleistung einzuplanen.

Für ein Reihenhaus mit 140 Quadratmetern Wohnfläche und reinen Baukosten von 275.000 Euro können beispielsweise durch Eigenleistung bis zu 25.000 Euro gespart werden, wie der VPB errechnet hat. Die dafür maximal benötigten 850 Stunden Arbeitszeit bedeuten allerdings bei einer einjährigen Bauzeit, dass etwa 22 Stunden pro Woche auf der eigenen Baustelle geschuftet werden müssen.

Besonders Ausbaugewerke eignen sich für Eigenleistung. Klassische Arbeiten wie Tapezieren und Streichen können meist ohne besondere Vorkenntnisse von Laien übernommen werden. Ebenso liegen beim Verlegen des Fußbodens und beim Anlegen des Gartens auf eigene Faust großes Einsparpotential. Die Finger lassen sollte man hingegen von Leistungen, die spezielles Fachwissen von Bauvorschriften und Regelwerken voraussetzen. Arbeiten wie Heizungs-, Sanitär- oder Elektroinstallationen sollten unbedingt vom Fachmann erledigt werden.

Eigenleistung zahlt sich aus, denn sie wird von vielen Banken als Eigenkapital gewertet. Wer mit der Muskelhypothek seinen Kreditbedarf senkt, kann unter Umständen auch günstigere Zinskonditionen aushandeln. Doch Kreditinstitute kennen das Risiko unrealistischer Bauherrenplanung. Um teures Nachfinanzieren zu vermeiden, wird daher oft eine genaue Auflistung der geplanten Leistungen und Materialkosten gefordert.

Achtung: Überschätzen Bauherren ihre Belastbarkeit und Fähigkeiten können Bauverzögerungen und teures Nachbessern durch einen Fachmann die Folge sein. Wer die geplanten Eigenleistungen exakt in den Bauablauf eintaktet und vertraglich mit den Baufirmen festlegt, vermeidet finanzielle Schwierigkeiten. Verursachen Arbeiten in Eigenregie nämlich Mängel, sind Vertragsregelungen unabdingbar. Denn anders als bei fachmännisch ausgeführten Arbeiten, bestehen für Eigenleistungen keine Gewährleistungs- und Mängelbeseitigungsansprüche.

Wer mit Bauträger oder Generalunternehmer baut, sollte klären, wer haftet, falls entstandene Schäden ein Weiterbauen verhindern. In beiderseitigem Interesse sollten Schnittstellen zwischen Eigenleistung und Fremdleistung definiert und eventuell Teilabnahmen nach Abschluss einzelner Arbeiten vereinbart werden.
Wenn Verwandte und Nachbarn in Nachbarschaftshilfe als Bauhelfer unentgeltlich mit anpacken, ist dies für kurze Zeit und bestimmte Arbeiten völlig zulässig. Eigenleistungen müssen allerdings bei der Bau-Berufsgenossenschaft angemeldet werden, um eine gesetzliche Unfallversicherung der Helfer zu gewährleisten.

Wer sicher gehen will, sollte vor Vertragsabschluss mit Bauträger, Generalunternehmer oder Baufirmen einen Bausachverständigen ins Boot holen. Dieser kennt die Risiken bei Eigenleistung und hilft, realistisch zu planen. So können mit guter Selbsteinschätzung und Engagement auf der heimischen Baustelle Kosten gesenkt werden. Am Ende hat man als Bauherr nicht nur Geld gespart, sondern kann stolz auf den eigenen Beitrag zum Traumhaus sein.