Martin von Tours? 

Dezember 6, 2017 6:16

Martin von Tours?

Martin von Tours, auch Sankt Martin, gehört zu den bekanntesten Heiligen des Mittelalters. Nach der Überlieferung stammte Martin aus einer nicht christlichen Familie. Vermutlich hat er sich im Alter von 18 Jahren, während er als Soldat in Gallien stationiert war, taufen lassen. Der Anlass zu dieser Taufe soll die Begebenheit der bekannten Martins Geschichte gewesen sein: In einem ungewöhnlich kalten Winter flehte ein notdürftig bekleideter Bettler am Stadttor von Amiens die Vorübergehenden um Erbarmen an. Da Martin nichts als seinen Soldatenmantel besaß, zog er sein Schwert, teilte den Mantel und schenkte eine Hälfte dem Bettler. In der folgenden Nacht erschien Martin Christus im Traum, der jenes Mantelstück trug, das Martin dem Armen gegeben hatte.
Etwa um das Jahr 360, nach 25 Jahren als Soldat in der Armee, zog sich Martin in eine eigene Einsiedelei zurück und führte ein asketisches Leben. Schon bald schlossen sich ihm die ersten Schüler an und sein Ruf als heiliger Mann verbreitete sich nach und nach in der gesamten Region.
Als dann im Jahr 371 Bischof Lidorius von Tours gestorben war, wünschten sich die Bürger der Stadt Martin als Nachfolger auf dem Bischofsstuhl. Da Martin das nicht wollte, soll er sich in einem Gänsestall versteckt haben. Die Gänse schnatterten aber so laut, dass Martin schließlich doch entdeckt wurde. Er wurde dann zum Bischof gewählt und verzichtete jedoch auf den üblichen Luxus. So markierte er von Anfang an, dass er sein Bischofsamt anders verstand als seine adligen Bischofskollegen.
Am 8. November 397 ist Martin dann in der Nähe von Tours gestorben. Am 11. November, wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in Tours beigesetzt. Neben dem Grab wurde Martins Mantel aufbewahrt, der dann eine eigene Geschichte in der mittelalterlichen Kirche bekam.
Im 6. Jahrhundert wurde Martin zum Heiligen und sein Mantel, die Cappa, zur kostbarsten Reliquie des Königsschatzes erklärt.
Eine spezielle Gruppe von Geistlichen hatte die Aufgabe den kostbaren Reliquienbesitz, die Cappa des heiligen Martin zu hüten. Mit der Zeit bekamen sie darum den Namen ‚capellani‘, also Kapläne und die Gebetshäuser in denen jeweils die Cappa aufbewahrt wurde, nannte man ‚capella‘, also Kapelle.
Die Bezeichnungen Kaplan und Kapelle sind dann in den allgemeinen kirchlichen Sprachgebrauch übernommen worden. Auch wenn die historische Figur Martins von Tours weitgehend in Vergessenheit geraten ist, wird der Martinskult jedoch bis heute in manchen Teilen Deutschlands gepflegt.
Das hängt vor allem damit zusammen, dass mit dem Gedenktag des populären Heiligen, am 11. November, im Mittelalter das bäuerliche Arbeits- und Wirtschaftsjahr endete. An diesem Tag liefen die Dienstverhältnisse aus und Zins und Pacht wurden fällig. Er war eine Art Jahreswechsel und da dieser Tag auch der Vortag der 40-tägigen Fastenzeit vor Weihnachten war, wurde noch einmal mit dem Braten einer Martinsgans und Martinsgebäck gefeiert. Man veranstaltet Fackelzüge und zündete Martinsfeuer an die zu den bekannten Laternenumzügen wurden.