Gasknappheit?

Juli 6, 2022 9:48

Drohende Engpässe in der Gasversorgung führen zu Verunsicherungen. Grund hierfür ist, dass Russland seine Gaslieferung über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 deutlich vermindert hat. Seit Ende März 2022 gilt bundesweit der „Notfallplan Gas“. 

Am 23. Juni 2022 rief Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die zweite Stufe des Notfallplans aus. In der sogenannten „Alarmstufe“ kümmern sich die Gasversorger und Betreiber der Gasleitungen auch weiterhin in Eigenregie um eine Entspannung der Lage. Sie können z. B. Flexibilitäten auf der Beschaffungsseite nutzen, auf Gasspeicher zurückgreifen, die Lastflüsse optimieren und Schwankungen dieser ausgleichen. Die Bundesregierung kann, anders als in Stufe 1 unterstützend tätig werden. Sie kann beispielsweise Unternehmen der Gasversorgungskette helfen, bei starkem Preisanstieg zahlungsfähig zu bleiben oder indem sie Maßnahmen aus dem Energiesicherungsgesetz ergreift.

Nach Angaben der Bundesregierung ist die Versorgungssicherheit aktuell noch gewährleistet. Durch die verminderte Lieferung von Russland fehlen Mengen an Gas, die anderweitig teuer eingekauft werden müssen. Auch andere Länder wie Österreich, Frankreich, Italien sind betroffen. Aktuell liegen Deutschlands Speicherstände bei mehr als 63 %. Berechnungen der Bundesnetzagentur zufolge wird ein Erreichen von 90 % Speicherfüllung bis zum Dezember kaum mehr möglich sein. Dieser Stand wäre nur zu erreichen, wenn innereuropäische Gaslieferungen nicht mehr vollständig erfolgen und der Gasverbrauch diesen Winter 20 % unter dem normalen Niveau liegt. Zudem könnte Russland jederzeit weitere Kürzungen der Gaslieferung vornehmen. Daher ist es umso wichtiger, dass alle ihren Gasverbrauch deutlich reduzieren, um die Versorgung im kommenden Winter sicherzustellen.

Vor dem Hintergrund der Gasknappheit ist es nun wichtiger denn je, energiesparend zu leben. Doch wie lässt sich dies in Privathaushalten am besten umsetzen? Eine Empfehlung des Bundeswirtschaftsministers Habeck lautet z. B. Heizungen sinnvoll einstellen und einen hydraulischen Abgleich machen zu lassen. Dadurch seien Einsparungen von 15 % möglich. Gerade jetzt im Sommer trügt die Einstellung der Heizung oft. Eine regelmäßige Entlüftung von Heizkörpern und das Vermeiden von Versperren durch Möbel hilft, um mehr Wärme durchs Heizen zu erhalten. Zudem sollte man als Eigenheimbesitzer über ergänzende Solarnutzung oder das Dämmen von Rollladenkästen, Tür- und Fensterschlitzen nachdenken. Eine Reduzierung des Warmwasserverbrauchs und Kleinigkeiten wie z. B. ein wassersparender Duschkopf können viel ausmachen. Vermieter*innen sollten außerdem ihre Mieter*innen darauf aufmerksam machen, dass die Preise steigen werden und ggf. die Vorauszahlungen erhöhen.

Ihr Jörg J. Schröder